Diplomarbeit an der "wiener kunstschule"
 

"Unter Tag"

5 Objekte - Steingut / Zement, Hohlguss in Löss

5 Objekte

Steingut / Zement, ungebrannt Hohlguss in Löss in verlorener Form, ausgegraben, lebensgross

Kurzfilm (11 min.)

Endoskopische Aufnahmen,
Höhleninnenräume und 
Lössstrukturen


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Die Idee zu „Unter Tag“ stammt 
aus dem eigenen Interesse, mehr 
über diese Lebensräume / Höhlen 
zu erfahren. Sie sind mir seit 
meiner Kindheit bekannt, schon 
zur Gewohnheit geworden, 
viele aber unentdeckt, 
sichtbar verborgen.
Meine Neugierde um das 
Aussehen dieser Räume, hohl, 
dunkel, (un-)bewohnt, und das 
verborgene Ungewisse 
brachten mich auf die Idee 
dieser konkreten objekthaften 
Umsetzung in Form eines 
hohlen Positives.

              

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Löss - Höhlen
ein Lebensraum - Arbeitsthema
versteckt
Erinnerungen an die Kindheit
in Höhlen
Neues entdecken
Leben
in Hohlwegen
verborgen
ein äolisches Material
leicht erodierbar
entstanden im Pleistozän
heute - ökologische Nischen
durch antropogene Eingriffe
- Bodenerosion
Rückzugsräume entstanden
Schutz

finden ehemalige Kulturlandschaftsarten
in diesen Wärmeinseln
exponiert, uneinsichtig, geschützt
ein ideales Mikroklima
Reproduktions-
Ruhe-
Rückzugs-
Nahrungs-
Raum
ökologisch bedeutend
Löcher
innen dunkel
Raum für Leben
hohl
transportiert
durch einen keramischen Prozess,
den Guss - Raum entdecken

      

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Das Material Löss und seine Entstehung:

Unsere Lössböden sind äolische Staub-
ablagerungen, fossile Böden, die vor 
rund 9000 bis 50000 Jahren entstanden 
sind. Sie sind karbonathältig, schluffig, 
meist ungeschichtet und relativ locker 
abgelagert.

Die Hauptbestandteile sind: 
        60- 70 % Quarz
        10- 30 % Karbonate
        10- 20 % Tonerdesilikate

 

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Das Kalziumkarbonat bewirkt eine 
Verkittung der Quarzkörnchen, die 
dem Lockersediment einen festen 
inneren Zusammenhalt und eine 
hohe Standfestigkeit verleihen. Durch 
die Eigenschaft zur Bildung vertikaler 
Klüfte ist der natürliche Böschungswinkel 
des Löss beinahe 90°, dementsprechend 
steil sind die gebildeten Erosions-
schluchten (Hohlwege). 
Die leichte Erodierbarkeit durch Wind 
und Wasser ist unter anderem auf die 
geringen Korngrössen (zw. 0,02 und 
0,05 mm) des Löss zurückzuführen. 

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Sie dienen als Reproduktions-, Ruhe- bzw. Rückzugsraum, seltener als Nahrungsraum und sind in ihren Eignungen stark abhängig von der Exposition, der Neigung der Höhle, dem Beschattungsgrad, dem Relief des gesamten Hohlweges, der Substrathärte und dem Angebot an Höhlungen.
Die ältesten Hohlräume sind natürliche, entstanden bei der Bildung des Löss und kommen durch Erosion zum Vorschein.

Höhlungen in Löss:
Lösshöhlen sind schützende Wärmeinseln und werden von verschiedenen Tieren genützt:
Kleinsäugern (Kaninchen, Hamster, Ziesel, Maus...), Vögeln (z.B.: Bienenfresser) und Hymenopteren (Hautflügler: Wildbiene, Grabwespe).
Der Großteil der genützten Höhlungen stammt aber von Grabtätigkeiten diverser Tiere und dem Wurzelwachstum verschiedenster Pflanzen.
Weitere entstehen durch witterungsbedingte Abtragungen, vor allem durch Wind und Wasser (Flächen-, Graben- und Tunnelerosion).

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Das Gießen 
ist ein keramischer Formgebungsprozess für serielle Fertigungen. Dabei wird meist Gips für die Form und Tonschlicker für das herzustellende Stück verwendet. 
Der Gießschlicker wird in die poröse Gipsform gegossen, die das Wasser des Schlickers langsam absorbiert. An der Formwand bildet sich dadurch der Gießrohling, der in der Form verbleibt, während der übrige Schlicker ausgegossen wird. Die Saugfähigkeit des Gipses, die Gießmasse und die Gießzeit bestimmen bei dieser Gussart die Dicke des Formlings.

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In meinem Projekt wurde die saugende Gipsform durch die formgebenden Lösshöhlen ersetzt, die aufgrund der Beschaffenheit des Löss (extrem hohes Porenvolumen) auch sehr saugfähig sind. Allerdings lässt sich so ein Guss in Lösslöchern, wegen ihrer Formen, Unterschneidungen und Verästelungen nur ein mal durchführen, so entsteht ein Hohlguss in verlorener Form. 
Zudem muss auch eine Gießmasse verwendet werden, die im Löss selbst aushärtet und eine relativ hohe Trockenbruchfestigkeit aufweist, weil der Guss ausgegraben werden muss. Zu diesem Zweck habe ich eine eigene Gießmasse entwickelt, die die Gusseigenschaften einer keramischen Gießmasse besitzt, aber auf Grund einer Zementhärtung stabil wird und nicht mehr gebrannt werden muss.

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Faszination Höhle

Ein Loch in der Erde, unbekanntes Dunkel,
sie verbreitet Unheimliches, gleich einem mystischen Zauber,
seltsame Gebilde, zugleich fühlt man Geborgenheit,
Schutz oder Gefühle der Einsamkeit,
Legenden um Schätze tauchen auf, Sagen entstehen,
sogar wilde Tiere sollen darin hausen,
sie ist eine Rückzugsmöglichkeit, ein Lebensraum

sie ist uralt, 
die Beziehung zwischen Mensch und Höhle.

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Verwendete und weiterführende Literatur:
   

      

Hohlwege in NÖ
Heinz Wiesbauer & Karl Mazzucco; NÖ-Landschaftsfond

Niederösterreich schöner erhalten- schöner gestalten
Nr.: 65, 78- 81

  

Faszination Höhle
Katalog zu einer Sonderausstellung im NÖ Landesmuseum 1994/95

Allgemeine Grundlagen und wichtige Eigenschaften der Keramik
Salmang H., Scholze H.

  

Keramische Werkstoffe
Salmang H., Scholze H.

Bodenerosion

  

Bodenökologie interdisziplinär
1999

Keramik Lexikon
Gustav Weiß

  

Lexikon der Keramik und Töpferei
Frank Hamer, Janet Hamer

Ins Innere der Erde
Jörg Albrecht, 1992

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